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Energie selbst gemacht

Viele Industrien fürchten steigende Strompreise und Versorgungsunsicherheit durch die Energiewende. Doch statt zu klagen, sollten sie lieber handeln. Beispiele zeigen: Selbst produzieren könnte ein Teil der Lösung sein.

Das Herz des BASF-Werks Ludwigshafen schlägt nicht in den Steamcrackern, die Rohbenzin in chemische Grundstoffe wandeln. Es schlägt auch nicht in der PolyTHF-Anlage, die Fasern für Badeanzüge und Sportkleidungherstellt oder in der Acrylsäure-Anlage, wo Säure für Lackfarben und Klebstoff entsteht. Das Herz des Werks pulsiert im Kraftwerk Nord und in den beiden Gas- und Dampfturbinen. Diese drei firmeneigenen Kraftwerke versorgen das mit zehn Quadratkilometern größte Chemieareal der Welt mit seinem Lebenselixier: Energie - ohne die ruhen die Steamcracker, schlafen die PolyTHF- und Acrylsäure-Anlagen. Denn auf externe Energieanbieter will sich in Ludwigshafen keiner mehr verlassen: Eine langfristig sichere Versorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen könne nur durch Eigenproduktion sichergestellt werden, heißt es aus dem DAX-Unternehmen.

Und BASF ist kein Einzelfall: Laut dem Bundesverband Kraft-Wänne-Kopplung erzeugten deutsche Industrieunternehmen 2011 etwa 20 Prozent ihres Stroms selbst - Tendenz steigend. Denn seit die Bundesregierung im vergangenen Juli die Energiewende ausgerufen hat, rückt die energetische Selbstversorgung stärker in den Blickpunkt der Konzerne. Die Angst vor Versorgungsunsicherheit einerseits und steigenden Strompreisen andererseits treibt insbesondere die energieintensiven Branchen wie Chemie, Metall und Papier um. Verbandslobbyisten sehen deshalb gar die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland in Gefahr. Wie viel davon Panikmache und wie viel begründete Sorgen sind, wird sich wohl erst in den kommenden Jahren zeigen.

Im ersten Winter nach Abschalten der Atomkraftwerke kam es jedoch nicht zum befürchteten Super-GAU, ein großer Stromausfall blieb aus. Trotzdem: "Immer mehr Unternehmen suchen nun nach Alternativen, um unabhängiger von externen Energieversorgern zu werden", sagt Gerald Menzler, Energieberater vom Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK). Mit Photovoltaik und Windkraft arbeitet die Industrie jedoch selten. Denn wenn der Wind nicht weht oder die Sonne nicht scheint, müssen Unternehmen trotzdem produzieren - und kostengünstige, große Speicherlösungen fehlen derzeit noch. Menzler weiß, auf welche Technologie die meisten Unternehmen setzen: "Kraft-Wärme-Kopplung - das kann eine Lösung sein."

Denn diese Technologie - mit der auch die beiden Gas- und Dampfkraftwerke von BASF arbeiten - bringt alle Ziele unter einen Hut: Sie schafft Versorgungssicherheit, Unabhängigkeit von den großen Energieversorgern und drückt dabei auch noch die Energiekosten. Das erreichen KWK-Anlagen, indem sie Strom und Wärme in einem einzigen Prozess erzeugen. Durch die Verbrennung von Brennstoffen entsteht Strom und - als Nebenprodukt - Abwärme. Diese Wärme können Unternehmen kanalisieren und für Schmelz-‚ Lackier- oder andere hitzebedürftige Prozesse verwenden. Der Bedarf an Primärenergie sinkt so um 10 bis 30 Prozent gegenüber konventionellen Kraftwerken. Damit erreichen die KWK-Anlagen hohe kombinierte elektrische und thermische Wirkungsgrade von 80 bis 90 Prozent.

Daraus ergibt sich ein enormes Einsparpotential: Die Brauerei Warsteiner konnte durch die Inbetriebnahme von zwei Blockheizkraftwerken im Jahr 2009 ihre jährliche Energierechnung von 7 Millionen Euro um 800.000 Euro drücken - ein Minus von 11 Prozent. "Photovoltaik, Windräder, Biogasanlagen - wir haben uns damals sämtliche Energieformen angeschaut", erinnert sich der Warsteiner Technik-Geschäftsführer Peter Himmelsbach, der das Projekt leitete. Doch am Ende überzeugten zwei Erdgas-Blockheizkraftwerke, die nach dem KWK-Prinzip funktionieren. Sie versorgen die Waldpark-Brauerei nun seit 2009 mit 10.000 Megawattstunden Strom im Jahr und decken damit 38 Prozent des jährlichen Bedarfs des Werks. Drei Millionen Euro kostete die Anlage - und bereits im kommenden Jahr soll sie sich amortisiert haben.

Es ist daher nur folgerichtig, dass die Kraft-Wärme-Kopplung - an sich eine alte Technologie, die bereits in den 1990em eingesetzt wurde - an Bedeutung gewinnt. Während die Industrie im Jahr 2002 mit eigenen KWK-Anlagen 23 Terawattstunden [TWh] Strom produzierte, waren es 2010 schon 27,2 TWh. Das ergab eine Prognos-Studie im Auftrag der Bundesministerien für Wirtschaft und für Umwelt. Und dank der Energiewende besteht noch reichlich Luft nach oben: Die Studie schätzt das industrielle KWK-Potential für die Strom- und Wärmeerzeugung auf insgesamt 90 TWh. So könnten 60 TWh Primärenergie und 20 Millionen Tonnen C02 eingespart werden. Klimafreundlich ist die Technologie also auch.

Doch gerade hier liegt der Haken: Unternehmen, die in eine KWK-Anlage investieren wollen, sollten diese Zahlen mit Vorsicht bewerten. Denn wo Klimaschutz ins Spiel kommt, entwickeln Politiker und Umweltverbände stets eigene Interessen. Bei KWK ist das nicht anders: Die Bundesregierung hat es sich zum Ziel gesetzt, dass bis 2020 25 Prozent des Stroms mit KWK-Anlagen hergestellt werden. Weil ihr Anteil an der Nettostromerzeugung derzeit aber nur bei gut 15 Prozent liegt, müssen in den kommenden acht Jahren noch einige Anlagen gebaut werden, damit das Ziel erreicht werden kann. Deshalb fördert die Regierung die Errichtung von KWK-Kraftwerken mit Zuschlagszahlungen je erzeugter Kilowattstunde Elektrizität - und gibt Studien in Auftrag, die das hohe Einsparpotential der Technologie bescheinigen. 

Einflussfaktoren der Wirtschaftlichkeitsanalyse

Kosten Erlöse
Investitionen Stromvergütung (vermiedener Strombezug)
Fixe Betriebskosten Wärmevergütung
Variable Betriebskosten KWK-Förderung
Brennstoffkosten Vermiedene Nutzungsentgelte, CO2 Zertifikate

(Quelle: Studie Potentialerhebung von Kraft-Wärme-Kopplung in Nordrhein-Westfalen)

Fragen, die ein Unternehmen mit "Ja" beantworten sollte, bevor es in eine KWK-Anlage investiert

  • Kann mein Unternehmen Brennstoff günstige beziehen als Strom?
  • Benötigt die Produktion neben Strom auch Prozesswärme für Schmelz-, Lackier-, oder andere hitzebedürftige Prozesse?
  • Hat die Anlage die richtige Größe, um möglichst viele Stunden im Jahr durchlaufen zu können?
  • Bietet mein externer Stromversorger auch bei niedriegeren Stromabnahmemengen noch gute Konditionen? Ist gerade ein günstiger Zeitpunkt, um den Vertrag neu zu verhandeln?
  • Kann eine Förderung nach dem KWK-Gesetz in Anspruch genommen werden?

(Quelle: FINANCE)

Blind dem Eigenproduktionstrend zu folgen ist daher gefährlich. "Jedes Unternehmen muss für sich, seine Größe, Branche und Energiebedarf die Wirtschaftlichkeit einer KWK-Anlage prüfen", sagt Klaus Gründler von der Energieunternehmensberatung WiRo. Pauschale Richtlinien, wie "Wenn der Strompreis über X Euro steigt, lohnt sich eine KWK-Anlage" oder "Bei 6.000 Vollbenutzungsstunden im Jahr amortisiert sie sich nach Y Jahren", gibt es leider nicht, dafür aber einige Kriterien, die bestimmen, ob und wie schnell sich ein KWK-Kraftwerk rentiert (siehe Kasten). Entscheidend ist erstens die Spreizung zwischen dem Strom- und dem Brennstoffpreis. Hier gilt: je größer, desto besser. Denn ein Unternehmen mit KWK-Anlage muss weniger Strom einkaufen, dafür aber mehr Brennstoff. Die Anlagen lassen sich je nach Ausrüstung sowohl mit fossilen Brennstoffen als auch mit erneuerbaren Energien betreiben. Welcher Brennstoff am sinnvollsten ist, hängt von der Branche ab: In der Papier- oder der Nahrungsmittelindustrie fallen Holz, Biomasse oder Biogas häufig als Produktionsabfälle an oder werden von Lieferanten mit angeboten: Kostengünstiger als mit KWK lässt sich Strom für diese Unternehmen daher kaum beziehen. Branchen, in denen solche Produktionsabfälle nicht anfallen, verwenden häufig Erdgas. Denn während der Strompreis in den vergangenen Jahren kletterte, wurde Erdgas preiswerter. Hinter Kriterium eins können also viele Unternehmen einen Haken setzen.

Das zweite ist da schon etwas restriktiver: Nur wenn die Produktion sowohl Strom als auch Wärme benötigt, wie etwa in der Chemie- und Metallbranche, lohnt sich KWK. Denn Industrien, in denen die anfallende Wärme weitgehend ungenutzt verfällt, profitieren nicht von den hohen gekoppelten Wirkungsgraden und sparen deshalb auch nicht.

Drittens muss die Anlage richtig dimensioniert sein. "Je länger eine Anlage voll ausgelastet arbeitet, desto schneller amortisiert sie sich", sagt Energieberater Gründler. Ist sie zu klein, muss ein Unternehmen viel Strom hinzukaufen. Das kann unter Umständen teurer werden als mit einem Vollversorgungsvertrag. Ist sie zu groß, muss ein Unternehmen sie häufig abschalten - dann liegt das Kapital brach.

Das BASF-Werk in Ludwigshafen hat seine optimale Mischung gefunden: Die drei Kraftwerke produzieren 6,3 Millionen Megawattstunden Strom und 18,4 Millionen Tonnen Dampf im Jahr. Allein für das jüngste, das 2008 ans Netz ging, nahm die BASF 240 Millionen Euro in die Hand. Doch die Investition zahlte sich aus: Seit 2008 ist das Werk Ludwigshafen stromautark - es hängt nicht länger am Tropf der Energieversorger. Bei BASF ist man bereit, die Energiewende kann kommen.

Bericht von Desireé Backhaus

Zur Webseite von FINANCE geht es hier.

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